Kulinarisches Rumänien

Hier möchte ich euch fortlaufend die ganzen landestypischen Leckerbissen vorstellen, die ich in meinem Jahr hier so kennenlerne. Der Beitrag wird laufend aktualisiert, die neuesten Einträge findet ihr immer ganz oben! Viel Spaß beim Lesen, und nicht auf die Tastatur sabbern… 😉

Sarmale

Kohlrouladen oder Krautwickel gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wie etwa Österreich, Ungarn, Polen, Russland, Moldawien, Serbien, Montenegro und eben auch Rumänien sind sie sehr verbreitet. Sarma ist das türkische Wort für „Roulade“, Sarmale ist dann der Plural davon. Womit wir wieder bei dem orientalischen Einfluss in der rumänischen Kultur wären! Die glorreiche Idee, ein Blatt mit etwas Leckerem zu füllen und zu garen, kommt nämlich aus der byzantinischen Küche. Da gibt es dann die Variante mit Weinblättern, und eben die Variante mit Kohl, um die es hier gerade geht. Kohl war in der dunklen Jahreszeit eine wichtige Vitaminquelle und findet sich daher ja sowohl in der osteuropäischen Küche als auch bei uns recht viel auf dem Speiseplan.

Ich habe Kohlrouladen in Deutschland noch nicht gegessen, darum fehlt mir die Vergleichsmöglichkeit. Hier in Rumänien werden sie mit Weißkohl gemacht, wobei die Blätter sauer sein können (wie bei Sauerkraut), aber nicht müssen. (Schmeckt aber sehr lecker, wenn sie sauer sind.) Die Füllung kann regional variieren, enthält aber normalerweise Reis, Hackfleisch, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Kräuter. Es gibt aber zum Beispiel auch vegetarische Varianten mit Pilzen statt Hackfleisch.

Sarmale sind meinem bisherigen Kenntnisstand wohl das wichtigste und typischste Gericht hier in Rumänien, oder zumindest im Banat. Es gibt sie zu jedem feierlichen Anlass, egal ob Weihnachten, Silvester, Taufe, Hochzeit, Beerdigung oder einfach nur als Sonntagsessen. Dazu Brot und Smântână (Erklärung siehe nächster Eintrag) – fertig!

Sarmale mit Brot, sauerer Sahne und eingemachtem Gemüse (Paprika, Blumenkohl und Gurken).

Ciorbă

Die Ciorbă (Tschorba) ist eine Suppe mit viel Gemüse als Einlage, gerne auch mit Fleisch- oder Grießklösschen. Typischerweise gibt man nach dem Servieren noch saure Sahne in die Suppe. Ja, richtig gelesen: Saure Sahne, oder Smântână (Smüntüne), spielt hier eine recht große Rolle in der Küche. Der ein oder andere kennt es vielleicht aus der russischen Küche – Borscht oder Pelmeni mit saurer Sahne, irgendjemand? Ich habe mittlerweile schon einige Arten von Ciorbă probiert und fand es immer sehr lecker. Auf meiner Wunschliste steht noch die Spinat-Variante!

Ciorbă de găluște – also mit Grießklösschen

Mici

Was für die Kroaten ihre Ćevapčići sind, das sind Mici (Mitsch) für die Rumänen. Kurz gesagt: es sind Hackfleischröllchen, die auf dem Grill gegart werden. Angeblich entstand die Idee dazu aus einem akuten Mangel an Wurstdarm. So erzählte es mir jedenfalls ein verschmitzter alter Mann namens… Wikipedia. 😀 Was genau in Mici drin ist, kann nach Rezept variieren, meiner Kostprobe zufolge auf jeden Fall drei Dinge: Fleisch, Knoblauch und Bohnenkraut. Und mehr muss man ja eigentlich nicht wissen, oder? Ich habe sie zum ersten Mal auf der Kirmes in Caransebeş probiert, aber auch auf dem Weihnachtsmarkt gab es sie, und man kann sie auf dem Markt hier bei uns frisch vom Grill kaufen. Was soll ich sagen? Noch ein bisschen Knoblauchsoße dazu (es kann nie genug Knoblauch sein!!!) und ab in den Gourmethimmel! 🙂

Gemüsecremes

Viele typischen Lebensmittel stammen noch aus einer Zeit, in der Ernteerzeugnisse für die Lagerung ohne Kühlschrank und Gefriertruhe haltbar gemacht werden mussten. So wird Gemüse zum Beispiel eingeweckt, oder gebacken bzw. gegrillt und als Creme in Gläser abgefüllt.

Der Salată de Vinete, also Auberginensalat, ist eher eine Art Brotaufstrich als ein Salat. Hierfür werden Auberginen gegrillt (oder auch im Backofen gegart), dann wird die schwarze Schale abgepellt und das weiche Innere fein gehackt oder püriert und mit Gewürzen abgeschmeckt. Wie genau, da hat jeder Küchenchef seine eigenen Vorstellungen. Sr Maricica nimmt zum Beispiel Salz, Pfeffer, Senf, Zitronensaft und hausgemachte Mayonnaise. Hat ein leicht rauchiges Aroma und schmeckt hervorragend zu Weißbrot.

Zacuscă (Sakußke) ist ein Mus aus gegrilltem Gemüse (Paprika, Aubergine, Tomaten, manchmal auch Pilze) das man auf oder zu Brot isst. Die typische Zeit für die Zubereitung ist der Herbst, wenn die oben genannten Gemüsesorten reif sind und geerntet werden. Die eingeweckte Creme kann dann den ganzen Winter über gegessen werden. Hier im Kloster wurde an einem Tag gleich ein großer Schwung davon zubereitet und dann größtenteils für den Winter eingefroren. Es hat einen ganzen Tag im Haus nach gegrillter Aubergine gerochen. Das Wort Zacuscă kommt übrigens aus dem Slawischen und heißt so viel wie „Appetithappen“.

Zacuscă (oben rechts) und Salată de Vinete (unten rechts).

Mamaligă

Mamaligă ist neben Sarmale wohl eines der wichtigsten Gerichte hier. Es handelt sich dabei um einen festen Brei aus Maisgries, also ganz ähnlich wie Polenta in Italien. Ursprünglich war es ein Arme-Leute-Essen, das den Mangel an Brot ausglich. Man isst es als Beilage zum Hauptgericht, oder aber als Protagonist des Mittagessens mit Käse und saurer Sahne. Oder man isst die Reste in Scheiben geschnitten in der Pfanne braten und mit Butter bestrichen. Oder zum Frühstück mit Milch übergossen, oder mit Marmelade… Die Möglichkeiten scheinen endlos zu sein. Nachdem ich anfangs eher skeptisch war, weil ich es ziemlich geschmacksneutral fand, finde ich den Geschmack und die Konsistenz mittlerweile richtig lecker und freue mich immer, wenn es Mamaligă gibt – vor allem die gebratene Variante schmeckt mir wahnsinnig gut!

Übrigens, noch ein kleiner historischer Exkurs in diesem Kontext: Im 14. Jahrhundert eroberten die Osmanen unter Sultan Bayezid I. den Balkan. Auch wenn sich Mircea cel Bătrân, der Fürst der Walachei, tapfer schlug, eroberten die Osmanen viele Teile des Landes. Letztendlich wurde ein Abkommen zwischen dem osmanischen Reich und der Walachei geschlossen. Das Land durfte selbstständig bleiben, musste aber jedes Jahr hohe Tributszahlungen leisten. Unter anderem wurde auch die Weizenernte besteuert, das heißt ein Teil der Ernte musste abgegeben werden. Aber was wurde nicht besteuert wurde war der Mais. Laut Legende ist das der Grund, warum Mamaligă zum rumänischen Nationalgericht wurde.

Papanaşi

Bei dieser süßen Schweinerei handelt es sich um gebratene Topfenknödel, also Klöße aus Quark und Gries, die zuerst gekocht werden, dann in Semmelbröseln gewälzt und mit Zucker bestreut werden. Es gibt auch eine gebratene Variante, bei der statt Grieß Mehl verwendet wird. Sie sehen ein bisschen aus wie Donuts auf denen oben noch ein kleines Bällchen drauf liegt, und werden mit saurer Sahne, Marmelade, Schokoladensoße oder Obst serviert. Auch wenn ich bisher die opulente Variante mit Sahne etc. noch nicht probiert habe, habe ich zumindest selbstgemachte Papanaşi mit Aprikosenmarmelade bei den Maltesern gegessen und fand sie total lecker.

Gekochte Papanasi.

Süße Pasta

Kannte ich bisher noch nicht: Nudeln mit (süßem) Frischkäse, Nudeln mit Zucker und gemahlenen Haselnüssen, oder Nudeln mit Kakao. Auch wenn ich alles recht lecker fand, ist es mir doch in der Menge zu süß, und ich bevorzuge Nudeln mit salzigen Soßen. Aber zum Beispiel als Dessert, um übrig gebliebene Nudeln zu verwerten, finde ich das eine spannende Idee! (Hier zeigt sich eben ganz deutlich, dass ich eher auf deftiges als auf süßes Essen stehe.)