Liebe Freunde, liebe Weg-Mitverfolger,
ja, ich weiß. Eigentlich sollte mein Interview mit der Kinderhilfe der letzte Beitrag auf diesem Blog sein. Doch nun hat es sich aber ergeben, dass ich von Frau Idems ein Update über die Kinderhilfe bekommen habe, und wie sich die Arbeit dort während der Corona-Zeit gestaltet. (Frau Idems hat gemeinsam mit ihrem Ehemann vor vielen Jahren die Kinderhilfe ins Leben gerufen. Die beiden haben auch viele Jahre in Rumänien gelebt und kennen das Land und besonders Caransebes daher noch von einer ganz anderen Seite als ich).
Jedenfalls dachte ich mir: Während wir so im Home Office sitzen und uns über geschlossene Frisörsalons und Restaurants, Home Schooling oder einen schleppenden Impfstart beschweren, hat die Pandemie anderswo viel verheerendere Effekte, als wir es uns aus unserem sicheren Deutschland vorstellen können. Vielleicht gibt es daher den ein oder anderen von euch, den es interessiert, was die Corona-Pandemie mit der Kinderhilfe macht – und vielleicht denkt ihr euch nach dem Lesen auch: „So ein tolles Projekt. Ich würde das gerne unterstützen.“ Denn das wäre großartig, und dazu sage ich später noch was.
Ich würde an dieser Stelle gerne die Kinderhilfe selbst zu Wort kommen lassen und werde euch darum hier den Brief einfügen, den mir Frau Idems zugesendet hat. (Das Ganze ist mit ihr besprochen und abgesegnet.) Los geht’s!
Liebe Sponsoren und Unterstützer des Projektes „Idems-Kinderhilfe für das Leben“ in Caransebes,
wir möchten Sie hiermit über unsere Arbeit und Ereignisse im Schuljahr 2019/20 informieren.
In diesem Schuljahr hat unser Projekt 16 Kindern und Jugendlichen geholfen und sie bei diversen Sachen unterstützt:
- 1. Klasse – 1 Schüler: Stan Casian (7 Jahre) [Anmerkung: Mit Casian habe ich nachmittags oft Mathehausaufgaben gemacht – das war noch so das Niveau, das ich selbst verstanden habe :D]
- 4. Klasse – 3 Schüler: Lipsa David (11), Tudor Catalina (11), Dovlete Madalina (11)
- 5. – 8. Klasse – 6 Schüler: Dutescu David (12), Andronesco Iosif (12), Todorescu Alina (12), Meila Ana-Maria (13), Dutescu Sami (13), Trancea Alex (14)
- Stadtgymnasium – 3 Schüler: Neacsu Stefania (16), Dutescu Ana (15), Stan Abel (17)
- Berufskolleg – 2 Schüler: Trancea Adrian (18), Andronescu Cristian (16)
- Polytechnische Universität – 1 Studentin: Chersin Adelina
[Anmerkung: Den Abschnitt über mich selbst und meine Tätigkeit lasse ich mal weg – das wisst ihr ja schon und soll hier auch nicht im Vordergrund stehen.]
Alle Schüler haben das Schuljahr erfolgreich abgeschlossen. Trancea Alex hat die 8. Klasse beendet und wird nun eine Ausbildung zum Sanitär- und Gas-Installateur im technischen Lyzeum Dacia in Caransebes beginnen. Chersin Adalina hat das erste Studienjahr an der polytechnischen Universität in Timisoara im Bereich Telekommunikationswissenschaften abgeschlossen.
Wir haben leider auch Kinder, die weniger Möglichkeiten haben, eine Schule oder eine Ausbildung zu verfolgen. Andronescu Iosif, der die 6. Klasse beendet hat, fehlt sehr oft in der Schule, da er seiner Familie sehr viel bei diversen Arbeiten helfen muss. Dutescu David hat die 6. Klasse beendet, aber er fehlt sehr oft, da er höchst empfindsam und oft krank ist.
Welche Kosten in einem Schuljahr so anfallen
Unser Schüler Stan Abel würde gerne ein Studium an der Universität der Medizin in Timisoara beginnen, er will Arzt werden. Er ist sehr ehrgeizig und aus diesem Grund nimmt er private Nachhilfestunden bei Biologie- und Chemieprofessoren (Kosten: 60 RON pro Sitzung, davon 2 pro Woche) [Anmerkung: 60 RON sind etwa 12 €.]. Da diese sehr teuer sind, haben wir die Franziskaner-Schwestern durch Schwester Hiltrud um Hilfe gebeten, um diesen großartigen Jungen diese einzigartige Möglichkeit bieten zu können, weil wir sehr an seine Fähigkeiten glauben. [Anmerkung: Zu sehen, wie sehr Abel darin aufgeht, mehr über Medizin zu lernen und mit wie viel Begeisterung von dem spricht, was er in der Nachhilfe lernt, lässt einem wirklich das Herz aufgehen. Und er ist einer der fleißigsten Menschen, die ich je treffen durfte. Wirklich beeindruckend.]
Unsere Studentin Chersin Adelina, die bereits die Universität in Timisoara (100km von Caransebes) besucht, wohnt im Universitätswohnheim, das 100 RON im Monat kostet [Anmerkung: Das sind ca. 20 €.] Für Adelina bekommen wir Hilfe von Herrn Hans-Wilhelm Thomes, der uns seit vielen Jahren unterstützt.
In unseren Zentrumsräumen bekommen die Kinder nach der Schule ihr warmes Mittagessen. Eine Portion kostet 7 RON (ca. 1,55 €). Nach den Hausaufgaben, bevor sie um ca. 17 Uhr von uns nach Hause gefahren werden, bekommen sie noch Sandwiches, Milch, Süßigkeiten o.ä.. Am Anfang jedes Schuljahres benötigen die Kinder wichtiges Schulmaterial, das zusätzlich zu den kostenlosen Lehrbüchern von der Schule gekauft werden muss. Die Kinder im Lyzeum bekommen von der Schule gar keine Bücher gestellt, diese müssen komplett bezahlt werden. Neben dem Schulmaterial muss auch noch der Sicherheitsmann der Schule bezahlt werden, eine recht hohe Summe von 54 RON/ Semester pro Kind [Anmerkung: Das sind ca. 11€].
Kinderhilfe in der Corona-Pandemie
Ab März 2020 begann auch für unser Projekt eine sehr schwere Zeit aufgrund der COVID-19-Pandemie. Wir sahen uns Problemen gegenübergestellt, denen wir bis jetzt noch nie begegnet sind und die uns scheinbar noch eine lange Zeit begleiten werden. Vom 16. März bis 15. Mai hatte Rumänien den Notzustand des Landes ausgerufen. Es war eine sehr schwere Zeit, da man das Haus nicht ohne eine schriftliche Erklärung für den Grund und die Dauer des Weggangs verlassen durfte. Wir haben trotzdem versucht, die Kinder täglich zu erreichen, um sie mit dem Nötigsten zu versorgen (Lebensmittel, Masken, Desinfektionsmittel, Medikamente etc.).
In Rumänien gab es kaum Masken und Desinfektionsmittel zu kaufen, nur sehr schwer konnten wir sie besorgen, um sie an die Kinder zu verteilen. In dieser Zeit gingen die Kinder nicht mehr zur Schule und mussten den Unterricht gezwungenermaßen online machen, was sich aber sehr schwierig organisieren ließ, da sie zu Hause weder einen Computer noch einen Laptop oder Tablet und auch keinen Internetzugang haben. Sie haben bloß einige Mobiltelefone, die den Anforderungen allerdings kaum gerecht werden können. Die tägliche warme Mahlzeit haben sie während dieser Zeit nicht mehr bekommen, stattdessen haben wir die Kinder 1 bis 2x die Woche mit Basislebensmitteln beliefert, was auch recht schwierig war, da alles sehr knapp wurde und schwer zu besorgen war.
Nach dem Lockdown
In der Sommerzeit, nach dem Ende des Not- und Alarmzustands haben wir mehrere Tagesausflüge mit den Kindern gemacht, u.a. nach Wolfsberg und Weidenthal (ca. 40 km von Caransebes entfernt) oder ins Semenic-Gebirge. Einen Teil der Kosten konnten wir mit unseren Ferienvouchern (vergeben von den Schulen an das Lehrpersonal vor der Pandemie) abdecken und den anderen Teil durch Ihre großzügigen Spenden. Allgemein haben wir während der gesamten Sommerzeit sehr viele Fahrradtouren gemacht, mit den älteren Kindern sind wir teilweise bis in die Berge von Wolfsberg und Weidenthal gefahren.
Am 14. September wurden die Schulen wieder eröffnet. Aus Sicherheitsgründen allerdings nicht unter normalen Umständen für Schüler und Lehrer. Masken müssen während des gesamten Unterrichts und der Pausen getragen werden. Die Schulen erfüllen nicht die Maßnahmen für Hygiene und Lüftung der Klassenräume, es gibt nicht genug Sanitärräume oder Waschbecken und Fenster lassen sich oft nicht öffnen. [Anmerkung: Seit dem 9. November sind die Schulen wieder geschlossen, weil die Infektionszahlen sich schlecht entwickelt haben.] Die Kurse an den Universitäten werden allerdings immer noch online abgehalten, so dass unsere Studentin Adelina weiterhin von zu Hause studieren muss, was anhand der fehlenden Materialien, die dafür nötig sind, ziemlich problematisch ist.
Was die Aktivitäten unseres Projektes innerhalb unserer Räume betrifft, achten wir sehr auf die Hygiene- und Schutzmaßnahmen. So wird das tägliche, warme Mittagessen zwar wieder gereicht, allerdings in Einweggeschirr, das hinterher weggeworfen wird. Die Franziskaner-Schwestern haben uns, wie immer, nicht im Stich gelassen, sondern uns geholfen, wo sie nur konnten, z.B. mit Lebensmitteln und Geld.
[…] Wir danken IHNEN allen für Ihre Großzügigkeit und Treue und für jegliche Unterstützung und Spenden, die uns helfen, dieses Projekt zum Wohl und im Sinne der Kinder weiterzuführen! Ohne Sie wäre dies nicht möglich! BLEIBEN SIE GESUND!!!
Voller Ehre und Dankbarkeit,
Familie Petruta-Iovanovici Mietta & Cosmin und die Kinder Idems
Wie ihr seht, ist die Situation in einem Land wie Rumänien wesentlich brenzliger als hier bei uns. (Denn auch wenn einige Leute bei der Vorstellung, sich den Allerwertesten nicht mehr mit dem guten dreilagigen Klopapier abwischen zu können, direkt ins Hamstern verfielen, so gab es bei uns doch nie Lebensmittelknappheit oder ernsthafte Versorgungsschwierigkeiten.) Gerade für die Kinder aus bildungsfernen Familien macht es die derzeitige Situation noch schwieriger, dem Teufelskreis der Armut zu entrinnen.
Wenn es euch also möglich ist, die Kinderhilfe zu unterstützen, dann bereitet ihr damit einer ganzen Menge Menschen eine riesige Freude. Für die Kinder ist jeder Geldbetrag eine tolle Hilfe.
Wenn ihr spenden möchtet, dann könnt ihr das hier tun:
Konto-Inhaber: Kongregation der Franziskanerinnen Salzkotten
IBAN: DE88 4726 0121 9130 1959 05
BIC: DGPBDE3MXXX (Volksbank Paderborn)
Zweck: Hausaufgabenhilfe Idems
Danke für eure Hilfe, bleibt gesund und passt gut auf euch auf! 🙂