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Das ist natürlich nur ein Scherz, aber jeder der mich auch nur ein bisschen kennt weiß, dass ich super gerne esse, und das kann man hier in Rumänien wirklich gut. Hier stelle ich euch mal ein paar typisch rumänische Gerichte vor, die ich bis jetzt bereits probiert habe.
Ciorbă
Die Ciorbă (Tschorba) ist eine Suppe mit viel Gemüse als Einlage, gerne auch mit Fleisch- oder Grießklösschen. Typischerweise gibt man nach dem Servieren noch saure Sahne in die Suppe. Ja, richtig gelesen: Saure Sahne, oder Smântână (Smüntüne), spielt hier eine recht große Rolle in der Küche. Der ein oder andere kennt es vielleicht aus der russischen Küche – Borscht oder Pelmeni mit saurer Sahne, irgendjemand? Einige verschiedenen Varianten von Ciorbă gab es jedenfalls sowohl bei den Maltesern als auch bei den Schwestern, und mir hat es immer sehr lecker geschmeckt.

Sarmale
Kohlrouladen oder Krautwickel gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wie etwa Österreich, Ungarn, Polen, Russland, Moldawien, Serbien, Montenegro und eben auch Rumänien sind sie sehr verbreitet. Sarma ist das türkische Wort für „Roulade“, Sarmale ist dann der Plural davon. Womit wir wieder bei dem orientalischen Einfluss in der rumänischen Kultur wären! Die glorreiche Idee, ein Blatt mit etwas Leckerem zu füllen und zu garen, kommt nämlich aus der byzantinischen Küche. Da gibt es dann die Variante mit Weinblättern, und eben die Variante mit Kohl, um die es hier gerade geht. Kohl war in der dunklen Jahreszeit eine wichtige Vitaminquelle und findet sich daher ja sowohl in der osteuropäischen Küche als auch bei uns recht viel auf dem Speiseplan. (Und in Malawi auch, wie ich mir habe sagen lassen!)
Ich habe Kohlrouladen in Deutschland noch nicht gegessen, darum fehlt mir die Vergleichsmöglichkeit. Hier in Rumänien werden sie mit Weißkohl gemacht, die Füllung kann regional variieren, als ich sie das erste Mal bei den Maltesern probiert habe war es eine Mischung aus Hackfleisch, Reis und Tomaten, Kräutern und dem Geschmack nach auch irgendein Käse (ich bewege mich hier allerdings auf dem dünnen Eis der Spekulation, frei nach meinen Geschmacksknospen). Hier in Caransebeş habe ich sie auch schon drei Mal gegessen und gelernt, dass es auch eine vegetarische Variante gibt. Das Besondere an den rumänischen Samale ist meine Meinung nach, dass die Kohlblätter sauer sind, so wie bei Sauerkraut. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich fand es wahnsinnig lecker und empfehle es guten Gewissens weiter.
Mici
Was für die Kroaten ihre Ćevapčići sind, das sind Mici (Mitsch) für die Rumänen. Kurz gesagt: es sind Hackfleischröllchen, die auf dem Grill gegart werden. Angeblich entstand die Idee dazu aus einem akuten Mangel an Wurstdarm. So erzählte es mir jedenfalls ein verschmitzter alter Mann namens… Wikipedia. 😀 Was genau in Mici drin ist, kann ich euch nicht sagen, meiner Kostprobe zufolge auf jeden Fall zwei Dinge: Fleisch und Knoblauch. Und mehr muss man ja eigentlich nicht wissen, oder? Ich habe sie zum ersten Mal auf der Kirmes in Caransebeş probiert, aber auch bei einer Grillfeier bei den Schwestern waren sie mit dabei. Was soll ich sagen? Noch ein bisschen Knoblauchsoße dazu (es kann nie genug Knoblauch sein!!!) und ab in den Gourmethimmel! 🙂
Salată de Vinete
Der Auberginensalat ist eher eine Art Brotaufstrich als ein Salat. Hierfür werden Auberginen gegrillt (oder auch im Backofen gegart), dann wird die schwarze Schale abgepellt und das weiche Innere fein gehackt oder püriert und mit Gewürzen abgeschmeckt. Wie genau, da hat jeder Küchenchef seine eigenen Vorstellungen. Sr Maricica nimmt zum Beispiel Salz, Pfeffer, Senf, Zitronensaft und hausgemachte Mayonnaise. Schmeckt hervorragend zu Weißbrot und gab es hier auch bereits ein paar Mal.

Zacuscă
Zacuscă (Sakußke) ist ein Mus aus gegrilltem Gemüse (Paprika, Aubergine, Tomaten, manchmal auch Pilze) das man auf’s Brot isst. Die typische Zeit dafür ist der Herbst, wenn die oben genannten Gemüsesorten reif sind und geerntet werden. (Daher bin ich jetzt auch schon mehrmals in den Genuss gekommen und weiß, dass das super lecker schmeckt!) Hier im Kloster wurde an einem Tag gleich ein großer Schwung davon zubereitet und dann größtenteils für den Winter eingefroren. Es hat einen ganzen Tag im Haus nach gegrillter Aubergine gerochen. Das Wort Zacuscă kommt übrigens aus dem Slawischen und heißt so viel wie „Appetithappen“.
Mamaligă
„Mamaligă? Ich kenne nur Bundesliga!“ – so sagte Sr Hiltruds Schwester, als sie neulich ein paar Tage zu Besuch war (der herrlich trockene Humor liegt anscheinend in der Familie 😀 ). Auch ich hatte von dem rumänischen Nationalgericht noch nie gehört, bevor ich nach Rumänien kam. (Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich von den meisten Nationalgerichten noch nie gehört habe, aber das nur so am Rande.) Was ist es also? Und gibt es auch Papaliga? Letzteres kann ich schon mal direkt verneinen – es sei denn jemand möchte sich da was ausdenken. Na? Hat jemand einen Vorschlag, was Papaliga sein könnte?
So, nun wollen wir aber das Geheimnis lüften: Mamaligă ist ein fester Brei aus Maisgries, also ganz ähnlich wie Polenta in Italien (was ich übrigens auch noch nie gegessen habe, aber danke für die Info, Wikipedia!). Ursprünglich war es ein Arme-Leute-Essen, das den Mangel an Brot ausglich. Der Mann von Anni, der guten Seele hier im Kloster (ja, noch eine Anni in meinem Leben, ich mochte sie auf Anhieb und sie kann ganz lecker kochen…muss am Namen liegen!), ist ein riesiger Mamaligă-Fan und hat geschwärmt, was man damit alles machen kann. Die Reste in Scheiben geschnitten in der Pfanne braten und mit Butter bestrichen essen. Oder zum Frühstück mit Milch übergossen, oder mit Marmelade… Die Möglichkeiten scheinen endlos zu sein.
Ich hatte sie bisher zweimal als Beilage zum Hauptgang und kann mich erst mal nur der Meinung von Sr Hiltruds Schwester anschließen: „Das schmeckt irgendwie nach gar nichts.“ 😀 Vielleicht ein bisschen rauchig, bzw nach Käse wenn Käse dabei ist, aber ansonsten hatte ich mir geschmacklich darunter ehrlich gesagt mehr vorgestellt. Die leicht klebrige Konsistenz, ähnlich wie bei Grießbrei, fand ich allerdings klasse! Und wer weiß, vielleicht komme ich ja noch in den Genuss der Milch-Variante. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Übrigens, noch ein kleiner historischer Exkurs in diesem Kontext: Im 14. Jahrhundert eroberten die Osmanen unter Sultan Bayezid I. den Balkan. Auch wenn sich Mircea cel Bătrân, der Fürst der Walachei (ja, es gibt in Rumänien tatsächlich eine Gegend, die Walachei heißt, und zwar im Süden, wo auch die Hauptstadt Bukarest liegt!) tapfer schlug, eroberten die Osmanen viele Teile des Landes. Letztendlich wurde ein Abkommen zwischen dem osmanischen Reich und der Walachei geschlossen. Das Land durfte selbstständig bleiben, musste aber jedes Jahr hohe Tributszahlungen leisten. Unter anderem wurde auch die Weizenernte besteuert, das heißt ein Teil der Ernte musste abgegeben werden. Aber was wurde nicht besteuert wurde war der Mais. Laut Legende ist das der Grund, warum Mamaligă zum rumänischen Nationalgericht wurde.
Die Episode mit der osmanischen Herrschaft in Rumänien habe ich jetzt hier wirklich sehr verkürzt dargestellt, das müssen wir bei Gelegenheit noch mal wieder aufgreifen, ist nämlich ein spannendes Kapitel. Dann erkläre ich euch, was Dracula mit den Türken zu tun hat und warum es in Siebenbürgen Sachsen gibt.
Papanaşi
Bei dieser süßen Schweinerei handelt es sich um gebratene Topfenknödel, also Klöße aus Quark und Gries, die zuerst gekocht werden, dann in Semmelbröseln gewälzt und mit Zucker bestreut werden. Es gibt auch eine gebratene Variante, bei der statt Grieß Mehl verwendet wird. Sie sehen ein bisschen aus wie Donuts auf denen oben noch ein kleines Bällchen drauf liegt, und werden mit saurer Sahne, Marmelade, Schokoladensoße oder Obst serviert. Auch wenn ich bisher die opulente Variante mit Sahne etc. noch nicht probiert habe, habe ich zumindest selbstgemachte Papanaşi mit Aprikosenmarmelade bei den Maltesern gegessen und fand sie total lecker.

Süße Pasta
Kannte ich bisher noch nicht: Nudeln mit (süßem) Frischkäse, Nudeln mit Zucker und gemahlenen Haselnüssen, oder Nudeln mit Kakao und Nüssen. Auch wenn ich alles recht lecker fand, ist es mir doch in der Menge zu süß, und ich bevorzuge Nudeln mit salzigen Soßen. Aber zum Beispiel als Dessert, um übrig gebliebene Nudeln zu verwerten, finde ich das eine spannende Idee! (Hier zeigt sich eben ganz deutlich, dass ich eher auf deftiges als auf süßes Essen stehe.)

Das war’s erst mal, aber es gibt noch viel mehr typisch rumänische Spezialitäten. Und wenn ich mich durch das breite Spektrum durchprobiert habe, erzähl ich euch natürlich davon. Was man nicht alles tut, im Dienste der Völkerverständigung… 😀
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