Ein ganz normaler Tag in Caransebes

Einige von euch haben schon gefragt, wie ein Tag in meinem neuen Alltag hier im Projekt so aussieht. Nach knapp einem Monat hier in Caransebeş hat sich da schon eine kleine Routine eingestellt. Aber genug der langen Vorrede, und ab ins Bett, denn gleich klingelt schon der Wecker…

06:45 Uhr

Der Wecker klingelt. Ich lerne zehn Minuten Rumänischvokabeln mit meiner Mondly-App (eine super Ausrede, um noch einen Moment liegen zu bleiben). Dann stehe ich auf und mache zehn Minuten Yoga. Danach ziehe ich mich an und mache mich fertig.

Realität an einem nicht idealen Tag: Der Wecker klingelt. Ich stelle ihn für 15 Minuten auf Snooze. Dann mache ich zehn Minuten Rumänischvokabeln, wobei ich nur ein Auge öffne, damit das andere noch ein bisschen schlafen kann. Dann spiele ich noch eine „ganz kurze“ Runde Sudoku, werfe einen Blick auf die Uhr – Mist! Jetzt bin ich aber spät dran. Ich springe aus dem Bett, ziehe mich an. Yoga mache ich dann halt heute Nachmittag.

07:30 Uhr

Ich gehe zum Frühstück in den Speisesaal. Je nachdem, ob es eine Morgenmesse gibt oder nicht, esse ich alleine oder mit den Schwestern. Es gibt Brot mit Marmelade (hausgemacht, z.B. Himbeere, Pfirsich oder Maceş, also Hagebutte, was hier anscheinend sehr beliebt ist, mir persönlich aber zu süß ist).

07:50 Uhr – nicht mehr so viel Zeit für ein gemütliches Frühstück, aber eine Scheibe Brot passt schon noch.

Morgens im Refektor…

07:55 Uhr

Ich gehe einmal über den Hof zum Kindergarten. Viel kürzer kann der Arbeitsweg kaum sein, ich kann direkt die Hausschuhe anbehalten.

08:05 Uhr – Ich renne über den Hof, da ich spät dran bin. Im Kindergarten ist zum Glück noch nix los. Puh, Glück gehabt!

07:56 Uhr

Ich komme im Kindergarten an. Ab jetzt wird es mit der genauen Zeitmessung schwierig bis unmöglich, da die Kinder die ganze Aufmerksamkeit fordern. Die Kinder trudeln in Grüppchen von maximal 7 ein, da sie mit dem Bulli an Sammelpunkten in der Stadt abgeholt werden. Wer im Kindergarten ankommt, bekommt erst Frühstück, dann werden die Zähne geputzt (und der ein oder andere Knirps aus ein paar Schichten Marmelade und Margarine ausgebuddelt) und dann darf gespielt werden. Bis alle Kinder da sind (es sind insgesamt 30, aber bisher waren noch nie alle am gleichen Tag da), teilen wir uns die Aufgaben auf: Zwei Leute holen die Kinder ab, einer überwacht das Frühstück/ Waschen und beaufsichtigt die Kinder die schon spielen. Es gibt im Kindergarten zwei Erzieherinnen (für jede Gruppe eine) und zwei gute Seelen, die sich ums Essen, Putzen und die Fahrerei kümmern. Da eine der beiden guten Seelen erst zum Mittagessen kommt, sind wir morgens zu viert. Wenn alle Kinder eingetrudelt und versorgt sind, werden sie in ihre zwei Gruppen aufgeteilt: die Hasengruppe (aka die Großen von 5-6 Jahren) und die Bärengruppe (aka die Kleinen 3-4-jährigen). Ich gehe immer abwechselnd in beide Gruppen.

Hier spielen die Häschen…
…und hier die Bärchen!

Und dann kommt der beste Part, denn dann wird gespielt! Legohäuser und Bauklotztürme müssen gebaut, Puppen bekocht, Puzzles gelöst und Autorennen gewonnen werden… die „Arbeit“ nimmt kein Ende! Aber neben dem freien Spielen gibt es auch gemeinsame Spiele, zu denen man dann Bewegungen macht usw… Ihr kennt das ja sicher selber noch, so lange sind unsere Kindergartentage doch nicht her. 😉 Es gibt aber auch spielerische Lerneinheiten, bei denen Kinder zum Beispiel lernen, ihren Namen zu schrieben, zu zählen oder Figuren wie Dreieck, Kreis, Quadrat und Rechteck zu benennen. Da kann auch ich immer super Vokabeln lernen! Nach einer kleinen Belohnung in Form von Schokolade oder Knabberzeug darf dann wieder gespielt werden. Wenn das Wetter gut ist, gehen wir an diesem Punkt im Programm nach draußen. Also alle Kiddies anziehen, und dann ab auf Schaukel, Rutsche und Klettergerüst. Irgendwann um diese Zeit werfe ich einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass es bald Zeit für’s Mittagessen ist.

Der Spielplatz draußen ist sehr beliebt. Daneben gibt es noch Sandkasten, Schaukel und jede Menge heiße Geschosse wie Bobbycars, Kettcars und Dreiräder 🙂

11:55 Uhr

Ich gehe rüber zu den Schwestern zum Mittagessen.

12:00 Uhr – Ich bin spät dran und flitze über den Hof zum Mittagessen.

12:00 Uhr

Es gibt Mittagessen! Ich werde hier kulinarisch richtig verwöhnt. Es gibt Suppe, dann einen Hauptgang, zum Beispiel Salat, Kartoffelpüree und Braten), dann einen Nachtisch, und dann rolle ich auch schon wieder in den Kindergarten zurück, wo auch die Kinder gerade ihr Mittagessen beenden und sich die ersten schon für die Heimfahrt anziehen. Und dann geht im Prinzip das gleiche Spiel von morgens los. Je nachdem, wie viele der 30 Kinder da sind und wie viel auf den Straßen von Caransebeş so los ist, kann sich das schon mal eine Weile hinziehen bis alle Kinder weggebracht wurden. Dann gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor der einzige Teil des Tages beginnt der sich vielleicht ein bisschen nach Arbeit anfühlt: Das große Aufräumen! Das Geschirr muss abgewaschen werden, der Speiseraum sauber gemacht werden, die beiden Badezimmer geputzt werden, die Klassenräume und die Garderobe gesaugt werden, und dann gibt es jeden Tag noch ein paar andere Dinge zu erledigen, z.B. das Spielzeug sortieren nach einem besonders chaotischen Tag, oder die Patschehändchen von den Scheiben abwischen, oder den Schnodder von der Tür putzen (war echt mal nötig 😀 ), oder mal die ganzen Buntstifte anspitzen. Dazwischen ist meistens Zeit für ein Schwätzchen, oder um einige der Wörter, die mir den Tag über auf Rumänisch gefehlt haben, nachzuschlagen.

16:00 Uhr

Nach einem kurzen Kuschelstopp bei Balu auf dem Heimweg geht es in den Feierabend. Je nachdem, was so ansteht, mache ich jetzt zum Beispiel meine Wäsche, spiele Ukulele oder lese.

Der Kuschelstopp gleicht dank Balus stürmischem Wesen eher einem Ringkampf, bei dem ich versuche ihn davon abzuhalten, mir die Schlappen von den Füßen zu klauen. Hat er übrigens mal geschafft, an meinem ersten Wochenende hier, als er frei im Hof herumlaufen durfte. Sr Hiltrud und ich sind mindestens zehn Minuten hinter ihm hergejagt, bis wir meinen Schuh zurückerobert hatten. Kleiner Schlingel, dieser Balu! Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, ihn vielleicht noch zu zähmen.

18:00 Uhr

Die Vesper, also Abendandacht in der Kapelle der Schwestern, ist für mich ein wunderbarer, ruhiger Abschluss eines ansonsten eher turbulenten Tages, und eine Gelegenheit, den Kopf vor der Nachtruhe freizukriegen. Mittlerweile habe ich auch die meisten Melodien einigermaßen im Kopf.

Ich stehe vor der Kapelle und drinnen erklingen die letzten Worte vom Friedensgebet, mit dem die Andacht beschlossen wird. Leider habe ich versäumt nachzufragen, ob es an dem Abend eine Messe gibt, denn dann findet die Vesper schon eine halbe Stunde früher statt…

18:30 Uhr

Ich überlege an einer lustigen Überleitung von „freiem Kopf“ zu „leerem Magen“ herum, aber im Moment muss ich da leider passen… Von der Kapelle gehen wir jedenfalls gemeinsam in den Speisesaal zum Abendessen runter. Es gibt Brot, Wurst, Käse, Rohkost, Obst, oft auch Reste vom Mittagessen oder Spezialitäten wie Zacuscă oder Salată de Vinete (dazu wann anders mehr). Es ist wohl ziemlich offensichtlich, dass ich nach dem Abendessen ins Bett rollen muss. 😀

19:30 Uhr

Nach dem gemeinsamen Abwasch macht jeder sein eigenes Ding. Ich verbringe den restlichen Abend lesend, schreibend, malend, telefonierend oder auch einfach nur im Bett liegend und ein Hörspiel hörend. (Ja, meine Vorgängerinnen sagten mir die Winterabende seien lang(weilig) und ich solle mir reichlich Beschäftigung mitnehmen, was ich auch artig getan habe.)

Vielleicht, ganz eventuell, möglicherweise, verbringe ich den Abend auch mit einem Film und einer Tüte Chips. Aus der ich natürlich nur zwei Dritt.. ähm… die Hälf… ich meine… nur ein bisschen esse, weil ich noch so satt vom Abendbrot bin.

Ein kleiner Blick in mein Zimmer: Bett…
…Nasszelle und Schrank…
…und der Rest. Inklusive Blick in den Garten!

22:00 Uhr

Ich mache 15 Minuten Yoga, damit ich besser schlafen kann. Dann mache ich mich bettfertig.

22:30 Uhr

Licht aus! Jetzt wird geschlafen. Gute Nacht!

23:00 Uhr – Ich schaue erschrocken auf die Uhr und stelle fest, dass ich so vertieft war in meine Beschäftigung dass ich die Zeit vergessen habe. Nun aber schnell in’s Bett. Yoga kann ich ja morgen früh machen.

00:30 Uhr – In den Zimmern nebenan wird immer noch gequatscht, gekichert und gegackert, trotz mehrfacher Ermahnung durch Sr Mariana und mich. Ich stehe auf und hole mir genervt meine Oropax aus dem Schrank. Ist zwar unbequem, damit zu schlafen, aber immerhin kehrt jetzt zumindest bei mir endlich Ruhe ein.

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. famSK sagt:

    Wer quatscht und kichert denn nebenan??

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    1. ninagarafall sagt:

      Vier von den zwölf Mädels, die hier unter der Woche im „Internatsteil“ des Klosters leben wo auch ich untergebracht bin!

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