Es geht los! Aber wohin?

Das erste Vorbereitungsseminar stand Anfang Januar vor der Tür, und mein vorherrschendes Gefühl war… Skepsis, um ehrlich zu sein.

Zehn bis elf Jahre Altersunterschied zu den anderen Freiwilligen, die zum Großteil Abiturienten sind – kann das überhaupt klappen? Wie passe ich in so eine Gruppe? Werde ich mich überhaupt wohl fühlen?

Die Antwort lautet ganz eindeutig: Ja! Niemals hätte ich erwartet, in der Vorbereitungsphase Teil einer Gruppe von so außergewöhnlichen Menschen zu sein, die offen, reflektiert und respektvoll miteinander umgehen. Schon nach kürzester Zeit habe ich mich so gut aufgehoben gefühlt, dass ich rückblickend gar nicht mehr verstehen konnte, wo die ursprüngliche Skepsis herrührte.

Das Seminar stand unter der großen Überschrift „Kennenlernen“. Natürlich einander als Gruppe kennenlernen, aber auch das Kennenlernen der Projekte, des Ordens und des Mutterhauses  in Salzkotten als Veranstaltungsort in den Monaten der Vorbereitung. Wer sind wir? Mit welchen Vorstellungen und Wünschen kommen wir zu „Missionare auf Zeit“? Welche Erwartungen, Motivationen und Sorgen bringen wir mit? Das waren die zentralen Fragen, mit denen wir uns in den fünf Tagen auseinandergesetzt haben.

Auch wenn ich als gebürtige Salzkottenerin das Mutterhaus bereits vom Sehen kannte und auch schon das ein oder andere Mal in der Kirche war, war der Blick hinter die Kulissen des Klosters besonders spannend. Bei den (sehr leckeren und üppigen) Mahlzeiten sowie zwischen den Einheiten gab es immer wieder die Möglichkeit zum Austausch mit den Schwestern. So habe ich viel über das Leben im Kloster gelernt.

Ich glaube zwar an Gott, war aber in den letzten Jahren nicht das, was ich als „aktive Christin“ bezeichnen würde. Dementsprechend hätte ich nicht gedacht, wie tief mich das Seminar auch auf einer spirituellen Ebene berühren würde. Das Leben im Kloster scheint seinen ganz eigenen Rhythmus zu haben, einen, der bewusste Pausen zum Innehalten und Reflektieren lässt. Ich hatte das Gefühl, dass hier mein Geist zur Ruhe kommen konnte.

Ein kleines bisschen Unruhe gab es dann freilich doch, und zwar, als es am vorletzten Tag an die Projektfindung ging. Wer geht in welches Land, und in welches Projekt? Diese Frage galt es zu beantworten. Wie genau der Prozess ablief, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Für angehende MaZler ist es schöner, ganz unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und nicht zu wissen, was kommt, denke ich. Daher sei nur so viel gesagt: Die Teamer, also ehemalige Freiwillige, die uns das ganze Seminar über begleitet und unterstützt haben, haben ihre Sache sehr gut gemacht. Man hat sich immer gut informiert, verstanden und gut aufgehoben gefühlt. Die ganze Atmosphäre war sehr harmonisch, sodass es auch kein Problem war, Fragen oder Bedenken offen zu äußern. Und am Ende gab es eine Lösung, mit der alle zufrieden waren.

Eine glückliche Gruppe nach der Projektwahl.
Foto: https://www.fcjm.de/cms/front_content.php?idcat=68

Fast jeder entscheidet sich bei der Projektfindung noch mal um – das war eine zentrale Aussage im Vorstellungsgespräch. „Gut“, hatte ich bei mir gedacht, „das mag ja bei den anderen zutreffen. Aber ich weiß ja, was ich will. Ich will nach Dili in Osttimor, und dabei bleibt es auch.“ Tja, und für welches Land habe ich mich dann entschieden, als es soweit war? Richtig: Rumänien!

Jetzt könnte berechtigterweise die Frage aufkommen, wo dieser Sinneswandel herrührt, denn zwischen „Insel zwischen Indonesien und Australien“ und „Osteuropa“ ist ja doch ein ziemlicher Unterschied. Es ist wohl eine Mischung aus verschiedenen Gründen. 

Der Ort war für mich von Anfang an eher sekundär, es ging eher um das Projekt in Dili, also die Arbeit im Waisenheim mit kleinen Kindern, die mich angesprochen hat. Doch bei sieben Bewerbern auf nur drei Plätze war mir klar, dass ich mir auch mögliche Alternativen ansehen sollte. (Spoiler alert: Von den sieben Bewerben haben sich übrigens ALLE noch mal für ein anderes Projekt entschieden!) Dabei stach mir Rumänien besonders ins Auge. Auch hier gab es die Möglichkeit, mit Kindern zu arbeiten, aber darüber hinaus auch die Möglichkeit, sich an der Sozialstation und in der Gemeinde zu engagieren. Ich hatte schon immer ein Herz für Außenseiter, und Rumänien, so sagte man mir, gehe bei der Projektfindung oft leer aus, weil es nicht so exotisch sei wie Malawi, Indien oder Indonesien. Die Begeisterung, mit der sowohl die Schwestern als auch die Teamer über das Land und das Projekt sprachen, und nicht zuletzt die wunderschönen Landschaftsaufnahmen auf den Plakaten… all das lenkte mein Bauchgefühl über den Verlauf des Seminars immer weiter in Richtung Rumänien.

Und so kommt es, dass ich nun Rumänisch lerne und mich auf meinen Einsatz in Caransebeş (sprich: Karansebesch) freue.

Übrigens: Einen Bericht zu unserem ersten Seminar gibt es auch auf der Website der Franziskanerinnen!

www.fcjm.de – Link zum Bericht

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