Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo dafür eine andere.
Auch wenn man in einer persönlichen Krise nicht viel auf diese neunmalklugen Kalendersprüche gibt, so ist doch etwas Wahres dran.
Alles war geplant und vorbereitet: Wohnung und Job gekündigt, Möbel verkauft, Abschiedsparty erfolgreich geschmissen. Im Januar, nach einem gemütlichen Weihnachtsfest mit der Familie, sollte es dann losgehen mit dem Abenteuer. Ziel: die schottischen Highlands. Viele Monate lang hatte ich darauf hingefiebert. Und nun, Mitte Oktober, ließen vier kleine Worte meine Pläne in sich zusammensacken wie ein Kartenhaus: „Ich kann das nicht.“

Doch irgendwo inmitten der Traurigkeit erschien ein ganz schwacher Hoffnungsschimmer in Form eines Zeitungsartikels. Abfotografiert von meiner Mama flatterte mir so die Idee zum ersten Mal in den digitalen Briefkasten. Leben im Ausland, aber ganz anders als ursprünglich gedacht. In einem sozialen Projekt in einem Programm der Kirche.
Kirche? Das ließ mich skeptisch werden. Doch Mama zuliebe rief ich die Website auf und klickte mich durch die verschiedenen sozialen Projekte. Und auf einmal war da ein ziemlich gutes Bauchgefühl, als ich von dem Waisenheim in Dili, der Hauptstadt von Osttimor, las.
„Mach das“, riet mir das Bauchgefühl. „Das ist gut für dich.“
Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht – die Bewerbungsfrist endete in wenigen Tagen. Und so schrieb ich eine Bewerbung, spontan, ehrlich, emotional. Und wurde eingeladen. Mit klopfendem Herzen fand ich mich im Kloster der Franziskanerinnen für mein Vorstellungsgespräch ein. Schon ab der herzlichen Begrüßung durch Schwester Alexa, die führende Kraft des Programms, war mir klar: Hier bin ich in guten Händen. Kurze Zeit später bekam ich die Zusage: Ja, ich bin dabei bei den „Missionaren auf Zeit“.
Und so hatte ich einen Monat nach dem Ende plötzlich einen neuen Anfang vor Augen.